Die Industrie erlebt derzeit einen tiefgreifenden technologischen Wandel. Die digitale Transformation verändert nicht nur Geschäftsmodelle, sondern auch die Art und Weise, wie Unternehmen Software entwickeln, Prozesse gestalten und Entscheidungen treffen. Zwei Technologien stechen dabei besonders hervor: Künstliche Intelligenz (KI) und Low-Code-Plattformen. Eine Kombination aus beiden ist heutzutage kein bloßer Trend, sondern eine strategische Notwendigkeit. Gemeinsam verändern sie die Dynamik in IT und Engineering grundlegend – weg von starren, langwierigen Entwicklungszyklen hin zu agilen, datengetriebenen und kollaborativen Umgebungen.

Der Low-Code-Ansatz zur Softwareentwicklung, der die Erstellung von Anwendungen mit visuellen Werkzeugen und geringem manuellen Programmieraufwand ermöglicht, ist dabei von großer Wichtigkeit. Auf diese Weise können die Herausforderungen für anspruchsvolle KI-Technologie effektiver gemeistert werden.

Hohe Komplexität als Ausgangslage
Bei einer sich enorm schnell entwickelnden Technologie wie der KI ist die Experimentierzeit ein entscheidender Faktor. Denn die Entwicklung neuer, immer komplexerer Produkte muss heute in immer kürzeren Zyklen erfolgen. Daher kann eine erfolgreiche Low-Code-Entwicklungsplattform mit schnelllebigen Technologien Schritt halten. Dies hat zur Folge, dass Low-Code-Innovationen im ähnlichen Tempo vorangetrieben werden.

Während klassische Automatisierung auf klar definierte Abläufe setzt, ermöglicht KI ein adaptives, lernfähiges Handeln. In der Praxis bedeutet das:

  • KI-Systeme können Daten aus Produktentwicklung, Fertigung oder Service analysieren, Muster erkennen und Empfehlungen ableiten.
  • Ingenieure und Projektleiter erhalten so Unterstützung bei Designentscheidungen, Ressourcenplanung oder Fehleranalysen.
  • Besonders im Umfeld von Digital Twins und PLM-Systemen entstehen neue Potenziale, da KI große Datenmengen aus Simulation, Sensorik und Betriebserfahrung sinnvoll verknüpft.

KI wird damit zu einem zentralen Wegbereiter und hilft, aus Daten Wissen und Handlungsfähigkeit zu gewinnen.

Low-Code als Beschleuniger der Digitalisierung
Parallel dazu gewinnen Low-Code- und No-Code-Plattformen, deren Markt mit unglaublicher Geschwindigkeit wächst, zunehmend an Bedeutung. Sie ermöglichen es Fachabteilungen, ohne tiefgreifende Programmierkenntnisse digitale Anwendungen zu erstellen. Gerade in technischen Umgebungen, in denen Prozesse individuell und komplex sind, eröffnet das große Chancen, denn Routineaufgaben lassen sich schnell digitalisieren und Anpassungen können direkt in den Fachbereichen erfolgen (Citizen Development). Darüber hinaus werden IT-Abteilungen entlastet und können sich auf strategische Themen konzentrieren.

Low-Code schafft somit eine Brücke zwischen Fachwissen sowie Technologie und beschleunigt die Umsetzung digitaler Strategien erheblich. Indem unterschiedliche Perspektiven zusammenkommen, unterstützt das interdisziplinäre Team den Wissensaustausch und eine umfassende Mitarbeitereinbindung. Beides führt zu mehr Anpassungsfähigkeit und Agilität.

Synergie von KI und Low-Code
Die größte Hebelwirkung entsteht jedoch durch die Verknüpfung beider Technologien. Low-Code-Plattformen integrieren zunehmend KI-gestützte Funktionen, etwa zur Codegenerierung, Prozessoptimierung oder Qualitätssicherung. Gleichzeitig ermöglicht KI mit der End-to-End-Automatisierung, komplexe Anwendungslogiken automatisch vorzuschlagen oder zu testen. Das Ergebnis sind drastisch verkürzte Entwicklungszeiten, sinkende Fehlerraten und eine schnellere Umsetzung von Innovationen.

In der Praxis kann mithilfe des kollaborativen Ansatzes ein interdisziplinäres Team heute innerhalb weniger Wochen eine Lösung entwickeln, die früher Monate gedauert hätte – etwa eine App zur Wartungsplanung oder ein Dashboard für Echtzeitdaten aus der Produktion.

Herausforderungen
So vielversprechend die Kombination von KI und Low-Code auch ist, hat ihre Einführung auch gewisse Hürden. Zu den zentralen Herausforderungen gehören:

  • Governance & IT-Sicherheit: Mehr Automatisierung bedeutet auch höhere Anforderungen an Datenschutz, Zugriffskontrollen und Compliance.
  • Integration: Low-Code-Anwendungen müssen sich nahtlos in bestehende Systemlandschaften einfügen – von ERP bis PLM.
  • Know-how: Fach- und IT-Abteilungen müssen neue Formen der Zusammenarbeit entwickeln, da KI und Low-Code interdisziplinäres Denken verlangen.

Fazit
KI und Low-Code sind mehr als Trendthemen und markieren den Übergang in eine neue Phase der digitalen Wertschöpfung. Die Kombination ist ein zentraler Schlüssel für die moderne Prozessautomation und eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Unternehmen, die diese Technologien strategisch verknüpfen, gewinnen nicht nur an Geschwindigkeit, sondern auch an Qualität und Innovationskraft.

Entscheidend ist, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen: klare Datenstrategien, offene Architekturen und die Befähigung der Mitarbeitenden. Dann wird aus Technologie echter Mehrwert – im gesamten Lebenszyklus von Produkten und Prozessen.